- S. Marzian
Kapitel 2

Hallo Ihr Lieben,
ihr seid wieder da!
Euch treibt die Neugier - hab ich recht -
was weiter nun geschah?

Kleine Flöckchen fallen vom Himmel.
In Eichelwald herrscht großes Gewimmel.
Des Novembers letzter Tag,
ist der, den jeder Eichelwälder mag.
Denn dann feiern sie voll Stolz ihren Brauch.
Alle hundertundacht - ja, das Eichhörnchenjunge Piet auch!
Auf dem Markt die große Tanne
den altehrwürdigen Baum
schmücken alle mit roter Schleife, Zuckerstange -
es wird gewiss wieder ein bunt dekorierter Weihnachtstraum.
Der Gesang aller Bürger tanzt durch die Luft,
die erfüllt ist von dem schönsten Bratapfelduft.
Und da kommt freudestrahlend herbei
Quinnie Quokka mit einem Tablett.
Dampfende Tassen Kakao für die Helfer dabei.
Denkst du nicht auch: Wie überaus nett!

Doch herrje, sie kommt ins Schlingern!
Trudelt durch die Menge.
Ach, da hilft ihr jetzt kein Wimmern,
wär doch bloß nicht so ein Gedränge!
Hübsch drapierte Päckchen fallen
Tassen klirren, Kakao spritzt
spitze Schreckensschreie hallen
über den Markt und Quinnie schwitzt.
Ach, da sitzt sie, armer Tropf
in einem Scherbenhaufen.
Wirre Gedanken rasen ihr durch den Kopf.
Es ist doch um Quokkafell raufen!
Du Tollpatsch! Kannst du denn nichts richtig machen? Was machst du nur immer für dumme Sachen?, schallt es aus jeder Ecke.
Ob ich mich besser verstecke? denkt Quinnie, doch zu ihrer Rettung kommt
der Bürgermeister mit seiner Rede prompt.
Dazu versammeln sie sich um die Bühne still,
die Alten, die Jungen, Henriette und Bill.
Denn jeden Moment da ist es soweit.
Alle machen sich gespannt bereit,
Wunschbringer, vierundzwanzig an der Zahl,
auszulosen bei der großen Wahl.
Die Eichelwälder haben hingefiebert
ein Jahr auf diesen Tag:
Wer wohl bei der fabulosen Auslosung
gezogen werden mag?
Hoch dotiert ist dieses Amt,
geschätzt und ehrenhaft.
Jeder wartet nun gespannt.
Ein jeder will mit aller Kraft
die Aufgabe erfüllen.
Nein, kein Papier zerknüllen!
Jeder, dessen Name fällt,
einen Tag im Dezember erhält.
Er malt auf die Kugel drauf
einen gar einzigen Wunsch.
Dann hängt er sie an seinem Tag am Baume auf -
und dann gibt´s Punsch.
Das wäre ja ein netter Brauch,
doch einen Haken gibt es immer!
Hängt der Wünschebringer seine Kugel bis Mitternacht am Heiligen Abend auf
erfüllt sich die Magie mit viel Schimmer.
Alle Wünsche werden wahr
für jedermann. Wie wunderbar!
Und noch etwas sehr, sehr, sehr
Wichtiges geht damit einher:
Glitzernd purzeln vom Himmel herunter
tausende Sterne - sie sind putz munter!
Erst dann der Baum erstrahlt im Sternenlicht.
Das ist für ganz Eichelwald sehr wichtig! Du glaubst es nicht richtig?
SONST SIEHT DER WEIHNACHTSMANN SIE NICHT!
Die Eichelwälder im Schnee.
Herrje -
wenn ich nur daran denke…
dann kriegt keiner Geschenke!
Nun, das Spektakel beginnt mit dem Bürgermeister.
Der ist sehr dick und Bertold heißt er.
Er rollt auf die Bühne, mit Mütze und Bommel.
Neben ihm steht die schwenkbare Lostrommel.
Einhundertacht Eicheln klappern darin.
Auf jeder ein Name.
Das macht Sinn.
Er reckt zum Reden jetzt das Kinn:
„Willkommen, meine Untertanen!”
- Für den König hält er sich
er ist sehr eingebildet - nämlich.
„Es lässt sich sicher nur erahnen,
wie aufgeregt ihr sein müsst,
ob euch vielleicht an diesem Tag die Wünschebringer-Glücksfee küsst?
Herbei nun flattert sie!”
Und heran schwebt Ferdibald,
der Buchhalter aus Eichelwald.
mit federleichtem Schritt und viel Energie.
Ferdibald kurbelt, die Eicheln KLACKER-DI-KLACK erklingen
Der Kinderchor mit Engelsstimmen
zur Auslosung singt ein Lied.
Eine Strophe für jeden Namen.
und jeder singt hier mit.

Die Kurbel stoppt - jeder hält die Luft an.
Die Menge ist von Fell bis Schupp im Lostrommel-Bann.
Welche Eichel purzelt als Erste heraus?
Es ist die Nuss von Frau Minzy Maus!
Sie hat die Ehre der ersten Kugel
und nimmt sie stolz bei großem Jubel
in Empfang - ihr Kleid ist lang.
Na, weil sie ist eine echte Madame!
So geht es nun eine lange Zeit,
bis endlich kommt die Zahl,
auf die sie sich haben am meisten gefreut
auf wen fällt denn nun die Wahl?
KLICKE-DI-KLACKE-DI
KLAPP-KLAPP-KLIPP
KLACKE-DI-KLICKE-DI
und der Chor singt sein Lied:
„Die Eicheln sie klimpern wunderschön
sie lassen uns den Namen seh´n.
Vierundzwanzig, vierundzwanzig, wer wird es nun sein?
Vierundzwanzig, vierundzwanzig, wer bringt uns den Schein?
Das wunderschöne Sternenlicht?
Und bringt die Gaben auf unseren Tisch?”
Die Spannung ist zum Greifen
niemand sagt ein Wort
Mit dem letzten Ton, der verklingt
ein deutliches PLOPP in der Stille erklingt.
Jetzt nimmt Ferdibald
die Eichel und strahlt
nicht.
Warum macht er denn gar ein erzürntes Gesicht?

Nun, ihr Lieben, das werde ich
erzählen, nur nicht mehr heute.
Seid nicht bös´, denn nun heißt es für mich
und euch kleinen Leute:
einen Tee zur guten Nacht.
Habt Acht
auf euch und keine Sorgen.
Wir sehen uns morgen!
Euer Gondolin
Geschichtenerzähler